Züchtung von Seitlingen im Folientunnel – Teil 1

Seitlinge gehören zu den Pilzarten, die in Folientunneln gezüchtet werden. Zur Zeit nimmt die Zucht von Seitlingen den zweiten Platz in der Produktion von Pilzen ein. Die Vorbereitung zum Beginn der Zucht erfordert ein Verständnis für die Bedürfnisse der einzelnen Arten, jedoch kann die Zucht problemlos von Anfänger durchgeführt werden. Der Ernteertrag ist von der Vorbereitung des Untergrunds, Klima- und Mikroklimabedingungen, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, CO2 Gehalt und der Beleuchtung abhängig. In diesem Artikel über den Pilzanbau im Folientunnel konzentrieren wir uns auf die kommerzielle Zucht von Seitlingen. Wie werden Pilze im Folientunnel gezüchtet?

Der Untergrund für die Zucht von Seitlingen

Der Untergrund für den Anbau von Seitlingen wird meistens aus Stroh von Weizen, Roggen, Gerste und Mais gemacht und oft besteht er auch aus einem Gemisch von diesen Strohsorten. Die Vorbereitung besteht eigentlich im Zermahlen von Stroh, Befeuchten und anschließender thermischer Behandlung der so vorbereiten Biomasse. Das Stroh sollte so zerkleinert werden, dass die Teilchen eine Größe von 0,5 bis 5 cm haben. Es wird dann in Foliensäcke eingefüllt und so zusammengepresst, dass sie die Form eines Pakets annehmen. Das Zusammenpressen soll die Freiräume im Stroh ausfüllen und somit den Luftgehalt im Untergrund minimalisieren. Das Zusammenpressen sorgt auch für bessere Wärmeableitung aus dem Behälter, wodurch eine Überhitzung des Untergrunds und das Entstehen von Hohlräumen vermieden wird.

Stroh als Untergrund für die Zucht von Seitlingen

Eine Möglichkeit für das Anfeuchten von Stroh ist das Eintauchen in einem Pool für die Zeit von 12 bis 48 Stunden. Eine andere Methode ist das Begießen von Stroh über einige Tage durch einen Durchschlag oder mit Hilfe einer Beregnungsanlage. Es ist wichtig dabei, dass das Stroh sich ständig erwärmt, deshalb sollte es gut durchmischt werden. In der kommerziellen Pilzzucht werden spezielle Pasteurisierkammern zur Vorbereitung des  Untergrunds eingesetzt. In diesen Kammern erfolgt die thermische Bearbeitung. Die Spreu, die sich in den Kammern befindet, wird mit Hilfe von Bewässerungs- oder Vernebelungsdüsen befeuchtet. Der Prozess wird durch den Einsatz von warmem Wasser mit einer Temperatur von 50 bis 90°C und ständiges Mischen der Spreu in der Pasteurisierkammer beschleunigt. Der Einsatz dieser Kammern reduziert den Wasserverbrauch und verkürzt die Vorbereitungszeit für den Untergrund. Das Ziel dieser Methoden ist das Erreichen des Feuchtigkeitsgehalts des Untergrunds von ca. 70%. Es muss damit gerechnet werden, dass das Stroh einen Teil des Wassers nicht aufnehmen wird. Der Einsatz von warmem Wasser und das ständige Mischen reduziert den Wasserverbrauch.

Die thermische Bearbeitung des Untergrunds soll schädliche Pathogene und Agrophagen beseitigen. Das Pasteurisieren ist die am häufigsten angewendete Methode zur Vorbereitung des Untergrunds, weil sie die nützlichen Aktinobakterien und andere thermophilen Bakterien nicht vernichtet. Diese Bakterien bilden eine Schutzschicht vor Konkurrenten der Seitlinge. Auf diese Weise erzeugter Untergrund unterstützt die Entwicklung der Myzelien.

Die Entwicklung der Myzelien unter Eindeckung

Die Entwicklungsprozesse von Myzelien verlaufen am besten in dem Temperaturbereich von 25 bis 27°C. Ist die Temperatur außerhalb dieser Spannbreite, wird das Durchwachsen des Untergrunds durch die Myzelien wesentlich verlangsamt und die Entwicklung von Pilzen wird gehemmt. Bei einer Temperatur über 35°C sterben die Myzelien ab und die entstehenden Schäden sind nicht mehr umkehrbar. Der Anstieg der Temperatur bis auf 30°C ist nur dann ungefährlich, wenn die Temperatur nicht innerhalb von wenigen Stunden in den optimalen Bereich zurückgeführt werden kann. Die Einwirkung von zu hohen Temperaturen über eine längere Zeit führt zu Beschädigung der Zellkerne der Myzelien. Der Untergrund wird mit anderen Pilzarten geteilt und eine zu niedrigere Temperatur führt zur Entwicklung von Schimmelpilzen. In der Entwicklungsphase erzeugen die Myzelien der Seitlinge viel Wärme. Der Unterschied in der Temperatur zwischen dem Untergrund und der Luft kann sogar 8°C betragen. Die Größten Temperaturschwankungen entstehen in der Inkubationsphase und danach sinken sie auf nicht mehr als 4°C ab. In der Zeit, in der die Myzelien den Untergrund durchwachsen, sollte die Temperatur der Luft im Bereich von 17 bis 20°C eingehalten werden. Am sichersten ist die Einhaltung der Temperatur von 16°C und ihre Regulierung in Abhängigkeit von dem Zustand der Foliensäcke mit dem Untergrund.  Wenn der Untergrund die Temperatur von 30°C erreicht, sollte diese durch Ventilation gesenkt werden, damit es nicht zur Überhitzung des Untergrunds kommt. Wenn der Untergrund im Zuge der Verlegung in den Folientunnel eine Temperatur unter 25°C hat, sollte die Lufttemperatur im Verlauf der nächsten drei Tage ab Einführung der Myzelien in den Inkubationsraum auf dem gleichen Niveau gehalten werden. Während der Zucht sollte die Temperatur ständig überwacht und konstant gehalten werden und wenn Abweichungen auftreten, ist die Wiederherstellung der Optimalwerte notwendig. Die Säcke mit dem Untergrund sollten so verteilt werden, dass ihre Ventilation von allen Seiten unbehindert möglich ist. Wenn sie zu dicht ausgelegt werden, führt es zu Überwärmung und das führt nach einiger Zeit zum Absterben der Myzelien oder zum Schimmelbefall. Nach der Inkubation ist die Gefahr der Überwärmung nicht mehr gegeben, dann können die Säcke dichter aufgereiht werden. Wenn alle Vorgaben und optimale Bedingungen eingehalten werden, sollte die Inkubation nach 15 Tagen abgeschlossen sein und falls die Temperatur in dieser Zeit etwas zu niedrig war, verlängert sich die Inkubationsphase um zusätzliche sechs Tage. In dieser Zeit wird sehr viel CO2 freigesetzt, was die Entwicklung von Seitlingen fördert und die Entwicklung von anderen Pilzen hemmt. Seitlinge benötigen auch frische Luft für ihre Entwicklung, die durch Seitenlüftungen im Folientunnel zugeführt wird. Die Säcke mit dem Untergrund sollten perforiert werden, sobald sie im Folientunnel ausgelegt werden, jedoch spätesten nach 4 Tagen nach der Akklimatisation in den neuen Stellungen. Diese Verzögerung führt zum Anstieg von CO2 und das wiederum zum schnelleren Durchwachsen des Untergrunds durch die Myzelien. Man sollte jedoch nicht zu lange damit warten, denn eine zu hohe Konzentration von CO2 verlangsamt die Entwicklung der Pilze. Die Perforation kann auch sofort bei dem Befüllen der Säcke erfolgen, jedoch ist es am besten, wenn die Perforation zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt. Die Foliensäcke schützen die Myzelien vor dem Austrocknen, aber eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit entzieht dem Untergrund Wasser und führt zu seiner Austrocknung. Die Luftfeuchtigkeit sollte bei 85 bis 90% liegen. Für die Zucht von Seitlingen im Gartenfolientunnel sollte eine abschattende Folie verwendet werden, oder der Folientunnel wird an einem abgeschatteten Ort aufgestellt. Einige Produzenten entscheiden sich sogar für die Aufstellung der Folientunnel in geschlossenen Räumen, um die Produktionsprozesse besser zu kontrollieren. Eine weitere Möglichkeit ist das Eingraben des Folientunnels in die Erde, sodass nur das Dach aus dem Grund hervorsteht und alles andere befindet sich unter der Grundlinie. In diesem Fall muss man sich überlegen, auf welche Weise das Innere des Folientunnels betreten werden soll, wenn die Eingangstür sich auch unter der Grundlinie befindet. Die Einrichtung einiger Stufen und eines Geländers vereinfacht den Transport von Seitlingen vom und zum Treibhaus.

Wir empfehlen die Lektüre des zweiten Teils des Artikels zur „Züchtung von Seitlingen im Folientunnel – Teil 2”.

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